Rückblick zur Fachtagung „Partizipation und Ehrenamt in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit“
Am 8.4.2014 versammelten sich in der Burg ca. 50 Fachkräfte der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Oberbayerns, um im Rittersaal der Burg Schwaneck über ein Herzstück der Jugendarbeit zu diskutieren: Ehrenamt und Partizipation. Wie kann dies in der eigenen Einrichtung zum Nutzen aller umgesetzt und gestärkt werden? – eine Fachtagung des Bezirksjugendring Oberbayern in Kooperation mit den Sprecherinnen der OKJA und dem Kreisjugendring München-Land.
Schnell wurde deutlich, dass Beteiligung, Verantwortung übernehmen, Demokratie lernen und das Ausprobieren eigener Kompetenzen nicht nur pädagogische Grundsätze der Jugendarbeit, sondern ebenso ein gesetzlicher Auftrag sind (vgl. §11 SGB VIII). Das bestärkt die Wichtigkeit der Thematik! Hugo Fischer, Kommunaler Jugendpfleger und Verbandsreferent des Kreisjugendrings München-Land führte die Anwesenden dialogisch in das Thema Freiwilligenmanagement ein. Die Arbeit mit Ehrenamtlichen ist eine große pädagogische Chance, denn sie eröffnet Kindern und Jugendlichen Erfahrungräume, ist Schonraum, Vergewisserungsraum und nicht zuletzt auch ein Experimentierfeld, in dem das eigene Ich sich entwickeln und lernen kann.
Claudia Zinser, Erziehungswissenschaftlerin, ließ die Fachkräfte teilhaben an ihren Forschungsergebnissen rund um das Thema Partizipation. Wo liegt eigentlich der Zugewinn für ehrenamtlich Tätige? Sich zu engagieren für eine eigenes Anliegen, für eine attraktive Idee ist das eine. Genauso wichtig sind aber auch die Freundschaften, das Gefühl der Zugehörigkeit, Neugier, Selbstdarstellung und die Chance, etwas bewegen zu können. Die persönliche Kompetenzerweiterung ist hochgeschätztes Nebenprodukt des eigenen Engagements und dient in Form von Zeugnissen und Bestätigungen ganz konkret bei Bewerbungen.
Frau Dr. Manuela Sauer, Referentin für Grundsatzfragen im Kreisjugendring München Stadt, rundete den Vormittagsinput dann mit einem konkreten Praxisbeispiel ab. Sie stellte die Indikatoren vor, die der Kreisjugendring München Stadt für die formale Partizipation in seinen Einrichtungen erarbeitet hat und beleuchtete die gemachten Erfahrungen mit den Leitlinien für Partizipation. Frisch gestärkt ging es dann nach dem Mittagessen in die Workshops, in denen fleißig an der Umsetzung der verschiedenen Aspekte zum Thema Ehrenamt und Partizipation in die eigenen Einrichtung gearbeitet wurde.
- Wie gelingt das Freiwilligenmanagement in der Freizeitstätte?
- Wie kann ich mit einem gelungenen Marketingkonzept neue Ehrenamtliche gewinnen und die Politik und die Öffentlichkeit für mein Anliegen gewinnen?
- Erfolgsfaktoren und Stolpersteine für Jugendparlamente und Jugendvertretungen: Welche erfolgsversprechenden Rahmenbedingungen braucht gelingende Beteiligung?
- Stark durch Beteiligung: Wie formale Partizipation im „ASP Juniors“ gelingt?
Das waren Fragen, die zum eigenen Nachdenken anregten und Handlungsoptionen für die eigene Einrichtung eröffneten. So muss Partizipation immer und überall in allen Altersklassen und Angeboten gelebt werden, formal und informell, sie ist eine Grundhaltung. Sie kann nur gelingen, wenn echte Freiräume für Kinder und Jugendliche geschaffen werden und ein klarer Rahmen für die Art und die Dimension der Beteiligung abgesteckt ist. Partizipation beginnt im täglichen offenen Betrieb und führt bis hin zu politischem Einsatz in der Gemeinde und darüber hinaus. Die Handlungsmöglichkeiten für ehrenamtliches Engagement und Partizipation sind vielfältig. Wichtig ist, dass Angebot und Nachfrage zusammen passen, dass das Profil der potenziellen Ehrenamtlichen und die Einsatzmöglichkeiten gut zusammenpassen. Wenn dies professionell an die richtigen Zielgruppen kommuniziert wird, steht einer lebendigen, partizipativen Jugendarbeit, die Kinder und Jugendliche stärkt, nichts mehr im Weg.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass Kinder- und Jugendarbeit ohne ehrenamtliches Engagement nicht existieren kann. Denn neben den Angeboten, die Ehrenamtliche gestalten, ist Ehrenamt und Partizipation das entscheidende Lernfeld für Kinder um Jugendliche, um verantwortungsbewußte Persönlichkeiten unserer Gesellschaft zu werden. Es lohnt sich also, sich mit den gelingenden Rahmenbedingungen in diesem Bereich intensiv auseinanderzusetzen! Weiter vertiefen kann man die Thematik in der Fortbildung „Freiwilligenkoordinator“ oder der Weiterbildung „Freiwilligenmanagement“ in der Burg Schwaneck, weitere Informationen im Fortbildungsprogramm. Und noch etwas zum Thema Ehrenamt: Am Ende der Fachtagung wurden einstimmig die neuen, ehrenamtlichen Sprecher_innen für die OKJA in Oberbayern gewählt. Herzlichen Glückwunsch! Mehr dazu findet sich hier.
Zusammengefasst von Tanja Huller-Kröplin, April 2014