Auch kleine Abenteuer können Selbstwirksamkeit fördern
„Kinder lieben Abenteuer“ heißt ein neuer Elternratgeber, den unsere Kollegin Anke Schlehufer vom Naturerlebniszentrum Burg Schwaneck für den Reinhardt Verlag geschrieben hat. Sie lieben Abenteuer – und brauchen sie auch, für ihre Entwicklung, die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und Selbstbewusstsein. Und obwohl vieles auf der Hand liegt, sind Freiräume, Naturerfahrungen und kleine Alltagsabenteuer in unserer mediatisierten Welt bei weitem keine Selbstverständlichkeit mehr. Hier einen Kontrapunkt zu setzen und den Eltern eine Orientierung zu geben, worauf es in der Lebensphase der 6-12-Jährigen ankommt, war Anke Schlehufer ein besonderes Anliegen.
Anke, welche Bedürfnisse haben denn Kinder im Alter von 6-12 Jahren?
Das ist eine sehr spannende Zeit. War der Lebensraum im Kindergartenalter noch etwas kleiner, streben Kinder ab sechs Jahren mutiger in die Welt hinaus und wollen sie erobern. Sie wollen die Welt mit allen Sinnen erleben, mit Herz, Hand und Verstand. Und das auch mal ohne Eltern, zusammen mit anderen Kindern, mehr Autonomie erfahren und die eigenen Potenziale kennenlernen.
Und welchen Beitrag kann hier dein neues Buch leisten?
Mit dem Buch möchte ich die Mitte unserer Gesellschaft erreichen und den Eltern näher bringen, was in der Lebensphase der 6-12-Jährigen wesentlich ist. Wie können wir das Bedürfnis unserer Kinder nach Autonomie, Selbstwirksamkeit und spannende Erlebnisse erfüllen? Aus meiner Sicht bietet die Natur für Kinder hierfür die besten und vielseitigsten Möglichkeiten. Es geht auch um eine Lebenshaltung, Herausforderungen mutig und freudig anzunehmen und an ihnen zu wachsen.
Hast du denn das Gefühl, dass es für die Eltern immer schwieriger wird, das Abenteuerbedürfnis ihrer Kinder zu befriedigen?
Naja, Elternsein ist in der heutigen Welt im Wandel ebenfalls ein großes Abenteuer. Viele Eltern wollen für ihre Kinder das Beste. Ihre Kinder sollen in der Schule erfolgreich sein, sie sollen ihren Platz in der Gesellschaft finden. Und das ist nicht einfach in einer Gesellschaft, in der Kommerz, Medien, Leistung etc. dominieren. Mir ist ganz wichtig: Wir brauchen nicht immer ein Schneller, Höher Weiter. Kinder lieben spannende Erlebnisse, doch Abenteuer müssen nicht immer spektakulär sein, es können auch die kleinen Dinge sein, die bei Kindern eine große Wirkung hinterlassen.
Kannst du diese kleinen Dinge etwas näher beschreiben?
Eine zentrale Kategorie für eine gesunde Entwicklung in der Kindheit ist das Draußensein in der Natur. Eine Radtour durch den Schnee, ein Baumhaus bauen oder Tieren begegnen. Ein kleines Abenteuer kann daher auch bedeuten, den eigenen Schulweg bei jedem Wetter selbst zu bewältigen. Abenteuer lassen Kinder Selbstwirksamkeit erfahren. Sie erfahren: „ich kann etwas bewirken“. Das Wort Abenteuer, (lat. ‚Aventiure‘) bedeutet ja auch: „Es kommt etwas auf mich zu“. Ich sehe eine Herausforderung und kann sie selbst bewältigen, daran wachsen. Und natürlich gibt es immer auch die Möglichkeit zu scheitern, natürlich ohne geschädigt zu werden.
Glaubst du denn, dass heutzutage viele Eltern zu ängstlich sind für Abenteuer?
Es fällt auf, dass es vielen Eltern schwerfällt, ihren Kindern wachsende Freiräume zu geben. Diese brauchen sie jedoch, um zu lernen, dass sie selbst die Akteur_innen in ihrem Leben sind. Es geht darum, eine Balance zu finden, zwischen Freiräumen und Vertrauen, aber auch klaren Grenzen und wachsender Verantwortung.
Kinder brauchen von uns Erwachsenen Anerkennung und Gestaltungsräume genauso wie Anregungen und Anleitungen: wie dies mit Fantasie und Abenteuerlust gelingen kann, möchte ich durch viele kleine Anregungen und praktische Beispiele in meinem neuen Buch weitergeben.
Das Buch „Kinder lieben Abenteuer“ von Anke Schlehufer kann über diesen Bestellschein beim Reinhardt Verlag bestellt werden.
Anke Schlehufer, Dipl. Biologin und Erzieherin, ist seit 1982 beim Kreisjugendring München-Land in der Kinder- und Jugendarbeit tätig. Als Gründerin der Umweltstation Naturerlebniszentrum Burg Schwaneck konzipiert und leitet sie als Natur- und Erlebnispädagogin seit 1992 Umweltbildungsprojekte sowie Fort- und Weiterbildungen mit Schwerpunkt Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung.